Religion und Natur,  S-I-N

2-4-15 SIN

II ne semble pas qu’on ait sacrifié d’animaux sauvages, quoique plusieurs aient été consacrés à des divinités.[1]

(A. Maury[2], „Histoire des religions de la Grèce Antique“)[3]

Maury erklärt das damit, dass wilde Tiere im Vergleich zu Haustieren als wesentlich geringwertiger galten und demzufolge ihre Einbeziehung in Opferungen für unwürdig erachtet wurde. In gleichem Zuge stellt er fest, dass Menschen, die nicht dazu in der Lage waren, Haustiere zu opfern, stattdessen deren figürliche Darstellungen aus Wachs oder Teig darbrachten (Scholia in Thucydidem, Bd. 1, S. 126; Suidas, ὁ βοῦς ἕβδομος[4]; Servius, Kommentar zu Aenaeis, II, 116). Es ging also nicht um den Wert, sondern insbesondere um die Domestizität. D.h. die Haustiere sind speziell als Opfer vorgesehen, d.h. ihre Domestizität und Opferbestimmung sind unauflöslich verbunden. Bedeutet dies nicht, dass die Domestizität den Überbau über den Opferzweck bildet, d.h. die Domestizierung der Tiere von ihrer Haltung zu Kultzwecken herrührt…?


[1] (franz.) Es scheint nicht so, dass wilde Tiere geopfert wurden, obwohl viele von ihnen Gottheiten geweiht waren.

[2] Louis Ferdinand Alfred Maury (1817 – 1892), französischer Gelehrter

[3] Maury, Louis Ferdinand Alfred: Histoire des religions de la Grèce Antique, Band 2, Paris 1857, S. 100 f.

[4] (griech.) „der siebte Stier“ – Opfergebäck in Hörner- bzw. Sichelform, bei Armut anstelle eines Stiers als siebtes Tier neben Schaf, Schwein, Widder, Ochse, Vogel und Gans geopfert

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