Anhang – Gliederung und Notizen zu den nicht ausgearbeiteten Kapiteln
A-2-01 Für die Anthropodizee
Hier sind Exkurse notwendig, zur Philologie und Archäologie:
- Über die Heiligkeit. Der Begriff „heilig“ in verschiedenen Sprachen. Ἄγιος und andere.
- Über das Martyrium. Begriff μάρτυς und andere.
- Über die Sakramente. Begriffe μυστήριον, sacramentum und andere.
- Über die Düfte.
- Über die Geschmacksrichtungen.
- Russische Literatur über den Kult. Alles aufnehmen, mit sehr kurzen Rezensionen. NB.
- Das Fasten, Motivation durch anaphylaktische Phänomene.
- Über die Gewänder (und Masken).
- Über das Wort und den Begriff des Symbols.
- Über den Begriff der Ehre Gottes.
A-2-02 Kapitel … Über die Gleichgesetzlichkeit der Sakramente
(Die Einheit der liturgischen Struktur)
Hauptmomente der Sakramente:
- Abheben aus dem Irdischen
- Übergang zum Himmel
- Vereinigung mit dem Himmel
- Rückkehr zur Erde durch einfache Fortsetzung nach Dante (im Riemannschen Raum). (die Gerade des Aufstiegs schließt sich in sich.)
A-2-03 Anthropodizee. Kapitel über liturgisches Schaffen
- Vater Johannes von Kronstadt[1].
- Vater David vom Athos[2].
- Nichtschriftliche, aber allgemeine Überlieferung (Erheben der Hände vor dem Cherubimhymnus usw.).
- Als ein Teil der kirchlichen Überlieferung schriftlich fixiert wurde (Metropolit Kyprian[3]).
28. März 1922
Liturgisches Schaffen
Archimandrit David (vom Athos) spricht beim Nachtrinken nach der Hl. Kommunion:
Wasche ab, o Herr, Deine allreine Reinheit von meinen unreinen und befleckten Lippen.
In die „Säule“
Der gleiche:
„Der Tabor und der Hermon jauchzen bei Deinem Namen“ (Ps 88/89,13). Können seelenlose Berge etwa jubeln? Tabor und Hermon – das sind Verstand und Herz. Solange Verstand und Herz nicht in Einheit sind, ist wahres Gebet unmöglich.
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20). Zwei oder drei – das sind Verstand, Herz und Leib. Verstand, Herz und Leib müssen in Einheit sein, damit Christus erscheint. Wenn sie in Einheit sind, ist das wahre Jesusgebet möglich.
Vater David
Die Gnade senkt sich wie Tau auf den Priester, und fließt von ihm auf die Gläubigen. Nicht anders wird den Gläubigen die Gnade vermittelt. Hieraus – Opferbereitschaft.
[1] Hl. Johannes von Kronstadt (1829 – 1908, Gedenktag 20. Dezember jul.). Seine Bücher „Mein Leben in Christus“ und „Gedanken über die Kirche und den orthodoxen Gottesdienst“ enthalten viele eigene Gebete; ebenso verfasste er besondere Gebete, die er während der Liturgie zusätzlich zu den vorgeschriebenen verwendete. (Anm. d. russ. Hrsg.)
[2] Archimandrit David (†1931), Vertreter der Onomatodoxie (Namensgläubigen-Lehre, Imjaslawie) mit Vermittlerrolle; mit seinem Segen beschäftigte sich Florenskij mit der philosophisch-theologischen Ausarbeitung dieser Lehre. (Anm. d. russ. Hrsg.)
[3] Hl. Metropolit Kyprian od. Kiprian von Moskau (1330-1406), mit dessen Name der Übergang der Russischen Kirche von den liturgischen Vorschriften des Konstantinopeler Studionklosters auf die in Jerusalem gebräuchlichen Liturgievorschriften verbunden ist, was die Einführung einer großen Zahl neuer liturgischer Ordnungen und Texte mit sich brachte. (Anm. d. russ. Hrsg.)
A-2-05 Kapitel über den religiösen Alltag und das Leben in Religiosität
- Nach den Kirchenregeln der Hll. Väter.
- In der frühen Rus, siehe besonders das Buch über die Erziehung in der frühen Rus.
- Selbst noch in späterer Zeit im 19. Jh.
a) die Einschätzung des Metropoliten Filaret von Kiew bzgl. des weltlichen unsteten Lebens („sich herumtreiben“)
b) das Gebet vor dem Beginn des Unterrichts[1]
Der Erzbischof von Kazan Antonij Amfiteatrov bemerkte zu den von ihm abgelehnten Messgeräten in der Psychologie:
In Prüfungen sieht man mit bloßem Auge, was in den Köpfen der Studenten vorgeht, umso mehr in den Herzen, genau das, was im Kanon des heiligen Andreas von Kreta beschrieben ist: „Für mich, o Herr, blieb das Gesetz ohne Wirkung und das Evangelium ohne Frucht. Ich habe die Heilige Schrift vernachlässigt.“ (Ode 9, 3. Troparion)
Archimandrit [Vasilevskij], Sergius: Der Hochwürdige Antonij Amfiteatrov, Erzbischof von Kazan und Svijažsk [Vysokopreosvjaščennyj Antonij Amfiteatrov, Archiepiskop Kazanskij i Svijažskij] Bd. 2, Kazan 1885, S. 382 f.
Für die Lebensweise und das Bewusstsein in einem fest gefügten Alltag ist ein Brief des Metropoliten von Kiew Filaret (Amfiteatrov) überaus charakterisierend. Dessen Bruder Semen hatte an der Universität den Familiennamen Raič erhalten, er war dort Mitarbeiter und wurde zu einem bekannten Übersetzer. Er heiratete eine Deutsche. Diese ganze Lebenssituation missfiel Metropolit Filaret, und er nannte die Raičs „Deutsche“.
„Auch das unstete Treiben von Semen selbst gefällt mir überhaupt nicht… und auch sein Beruf und seine Beschäftigung sind irgendwie journalistisch, dichterisch und vor allem fantasiererisch… es gibt nichts Wesentliches. Gott möge verhüten, dass von den Unseren jemand diesen Weg einschlage… Ich spüre aber, dass auch für unseren Pavel (Neffe, der an der Universität studierte und bei den Raičs wohnte) sein gewählter Weg nichts Gutes bringt. Nach dem Universitätsstudium wird er sich wohl ebenfalls herumtreiben…“ schreibt Metropolit Filaret am 2. Juni 1832.
Ebenda, Bd. 1 S. 40 f.
Und wirklich hat sich auch Pavel Amfiteatrov so wie Semen Raič verwestlicht, hat eine Engländerin geheiratet und ist Beamter in der Auftragsabteilung beim Gouverneur Bezobrazov geworden. Bei einer Begegnung tadelte Metropolit Filaret ihn: „Und was, Kind, hast du dir dabei gedacht, unbedingt eine Nicht-Rechtgläubige zu heiraten?!…“ Darauf Pavel Amfiteatrov: „Was wollt Ihr, Exzellenz? Meine Frau ist mir recht, gläubig, so eine, dass ich voll zufrieden und glücklich bin.“ Worauf der Erzbischof erwiderte: „Nun, deine Spitzfindigkeit ist jedenfalls überaus nicht-recht, und ich bin außerordentlich unfroh und unzufrieden, dass du mir solches ins Gesicht sagst… Ich weiß nicht einmal, wie ich dir überhaupt den Segen geben soll…“
Kurze Zeit später starb Pavel Amfiteatrov, wenig darauf auch seine Frau, Kinder hatten sie nie gehabt. Erzbischof Antonij Amfiteatrov von Kazan betrachtete das als Erfüllung seines Nicht-Segens…[3]
[1] Bittgesang beim Beginn des Unterrichts der Kinder, in: Ordnung der Bittgesänge [Posledovanie molebnych penij], Moskau 1905. S. 14 (dt.: TREB S. 662)
A-2-06 Kapitel Bräuche
Gewohnheit [russ. obyčaj] – „Gewöhnlichkeit“ [russ. obyčnost‘] ist dasselbe wie „Alltag“ [russ. byt‘] (Alexej N. Storožev).
Vita ≠ Lebensbeschreibung (es sind ausgewählte Ereignisse, die das geistliche Antlitz bestimmen).
Das Sein ist die äußere Seite des Lebens (vgl. das Buch Genesis); wir erkennen den Menschen an seinem „gewöhnlichen“ Verhalten; diese „Gewöhnlichkeit“ fehlt der russischen Intelligenzija. Der Mensch in seiner „Gestalt“ [russ. obraz], d. h. gekleidet, gestaltet [russ. obrjažennyj] wie von Gott gewollt, unrasiert und unfrisiert. Nicht gottgefällig gekleidet – „ungestalt“.
Predigen des Gewohnten: „Gehen nach der Weisung des Herrn“ (Ps 118/119,1), d. h. in christlicher Gewohnheit sein.
Tatarische Gewohnheit ist götzenhaft.
Der Mensch hat eine bestimmte Statur.
Im Großen Katechismus heißt es, das Haus des wahren Christen nennt man die Kirche.
Die Mittagstafel ist ebenso der Altar. Das Mittagsmahl ist die Fortsetzung der Liturgie, genauer, ihre Vollendung.
Es ist nicht erlaubt, sich auf den Tisch zu stützen, die Arme daraufzulegen, oder zu lachen.
(Nicht auf den Tisch schlagen: Der Tisch ist das Piedestal Christi.)
Kindern gibt man keine großen Stücke Brot, damit sie nicht auf den Boden krümeln und niemand auf die Krümel treten möge.
Es ist nicht erlaubt, an Brot zu zupfen oder es mit einer Hand zu brechen.
Manche halten es für Sünde, Brot mit dem Messer zu schneiden.
Bei [Henry Thomas] Buckle gibt es Aussagen zur Auswirkung von Speisen usw. auf den Charakter von einzelnen Menschen und Völkern.[1]
[1] Buckle, Henry Thomas: History of Civilization in England, New York 1884, Bd. 1, russ: Istorija civilizacii v Anglii, 2. Aufl. Sankt Petersburg 1896