Weihe der Welt

A-2-05 Kapitel über den religiösen Alltag und das Leben in Religiosität

  1. Nach den Kirchenregeln der Hll. Väter.
  2. In der frühen Rus, siehe besonders das Buch über die Erziehung in der frühen Rus.
  3. Selbst noch in späterer Zeit im 19. Jh.
    a) die Einschätzung des Metropoliten Filaret von Kiew bzgl. des weltlichen unsteten Lebens („sich herumtreiben“)
    b) das Gebet vor dem Beginn des Unterrichts[1]

Der Erzbischof von Kazan Antonij Amfiteatrov bemerkte zu den von ihm abgelehnten Messgeräten in der Psychologie:

In Prüfungen sieht man mit bloßem Auge, was in den Köpfen der Studenten vorgeht, umso mehr in den Herzen, genau das, was im Kanon des heiligen Andreas von Kreta beschrieben ist: „Für mich, o Herr, blieb das Gesetz ohne Wirkung und das Evangelium ohne Frucht. Ich habe die Heilige Schrift vernachlässigt.“ (Ode 9, 3. Troparion)

Archimandrit [Vasilevskij], Sergius: Der Hochwürdige Antonij Amfiteatrov, Erzbischof von Kazan und Svijažsk [Vysokopreosvjaščennyj Antonij Amfiteatrov, Archiepiskop Kazanskij i Svijažskij] Bd. 2, Kazan 1885, S. 382 f.

Für die Lebensweise und das Bewusstsein in einem fest gefügten Alltag ist ein Brief des Metropoliten von Kiew Filaret (Amfiteatrov) überaus charakterisierend. Dessen Bruder Semen hatte an der Universität den Familiennamen Raič erhalten, er war dort Mitarbeiter und wurde zu einem bekannten Übersetzer. Er heiratete eine Deutsche. Diese ganze Lebenssituation missfiel Metropolit Filaret, und er nannte die Raičs „Deutsche“.

„Auch das unstete Treiben von Semen selbst gefällt mir überhaupt nicht… und auch sein Beruf und seine Beschäftigung sind irgendwie journalistisch, dichterisch und vor allem fantasiererisch… es gibt nichts Wesentliches. Gott möge verhüten, dass von den Unseren jemand diesen Weg einschlage… Ich spüre aber, dass auch für unseren Pavel (Neffe, der an der Universität studierte und bei den Raičs wohnte) sein gewählter Weg nichts Gutes bringt. Nach dem Universitätsstudium wird er sich wohl ebenfalls herumtreiben…“ schreibt Metropolit Filaret am 2. Juni 1832.

Ebenda, Bd. 1 S. 40 f.

Und wirklich hat sich auch Pavel Amfiteatrov so wie Semen Raič verwestlicht, hat eine Engländerin geheiratet und ist Beamter in der Auftragsabteilung beim Gouverneur Bezobrazov geworden. Bei einer Begegnung tadelte Metropolit Filaret ihn: „Und was, Kind, hast du dir dabei gedacht, unbedingt eine Nicht-Rechtgläubige zu heiraten?!…“ Darauf Pavel Amfiteatrov: „Was wollt Ihr, Exzellenz? Meine Frau ist mir recht, gläubig, so eine, dass ich voll zufrieden und glücklich bin.“ Worauf der Erzbischof erwiderte: „Nun, deine Spitzfindigkeit ist jedenfalls überaus nicht-recht, und ich bin außerordentlich unfroh und unzufrieden, dass du mir solches ins Gesicht sagst…   Ich weiß nicht einmal, wie ich dir überhaupt den Segen geben soll…“

Kurze Zeit später starb Pavel Amfiteatrov, wenig darauf auch seine Frau, Kinder hatten sie nie gehabt. Erzbischof Antonij Amfiteatrov von Kazan betrachtete das als Erfüllung seines Nicht-Segens…[3]


[1] Bittgesang beim Beginn des Unterrichts der Kinder, in: Ordnung der Bittgesänge [Posledovanie molebnych penij], Moskau 1905. S. 14 (dt.: TREB S. 662)

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert