A-2-06 Kapitel Bräuche
Gewohnheit [russ. obyčaj] – „Gewöhnlichkeit“ [russ. obyčnost‘] ist dasselbe wie „Alltag“ [russ. byt‘] (Alexej N. Storožev).
Vita ≠ Lebensbeschreibung (es sind ausgewählte Ereignisse, die das geistliche Antlitz bestimmen).
Das Sein ist die äußere Seite des Lebens (vgl. das Buch Genesis); wir erkennen den Menschen an seinem „gewöhnlichen“ Verhalten; diese „Gewöhnlichkeit“ fehlt der russischen Intelligenzija. Der Mensch in seiner „Gestalt“ [russ. obraz], d. h. gekleidet, gestaltet [russ. obrjažennyj] wie von Gott gewollt, unrasiert und unfrisiert. Nicht gottgefällig gekleidet – „ungestalt“.
Predigen des Gewohnten: „Gehen nach der Weisung des Herrn“ (Ps 118/119,1), d. h. in christlicher Gewohnheit sein.
Tatarische Gewohnheit ist götzenhaft.
Der Mensch hat eine bestimmte Statur.
Im Großen Katechismus heißt es, das Haus des wahren Christen nennt man die Kirche.
Die Mittagstafel ist ebenso der Altar. Das Mittagsmahl ist die Fortsetzung der Liturgie, genauer, ihre Vollendung.
Es ist nicht erlaubt, sich auf den Tisch zu stützen, die Arme daraufzulegen, oder zu lachen.
(Nicht auf den Tisch schlagen: Der Tisch ist das Piedestal Christi.)
Kindern gibt man keine großen Stücke Brot, damit sie nicht auf den Boden krümeln und niemand auf die Krümel treten möge.
Es ist nicht erlaubt, an Brot zu zupfen oder es mit einer Hand zu brechen.
Manche halten es für Sünde, Brot mit dem Messer zu schneiden.
Bei [Henry Thomas] Buckle gibt es Aussagen zur Auswirkung von Speisen usw. auf den Charakter von einzelnen Menschen und Völkern.[1]
[1] Buckle, Henry Thomas: History of Civilization in England, New York 1884, Bd. 1, russ: Istorija civilizacii v Anglii, 2. Aufl. Sankt Petersburg 1896