Kult und Symbol

7-4-06 Rechts und Links

(1919?)

D. Germani (Bukarest), Généralisation de la règle du tire-bouchon aux phénomènes d’induction et phénomènes électromagnétiques. (Revue Générale de l’électricité Bd. VI, Nr. 7, 16. August 1919, S. 214)

Stellen wir uns den Strom, die „elektrische Verschiebung“, als Vektor vor, ebenso wie die Bewegung eines Leiters, die „mechanische Verschiebung“, als Vektor seiner Bewegungsgeschwindigkeit. Im ersten Fall (dem Generator) wird die „mechanische Verschiebung“ als Vektor gegeben, und nach der Richtung (dem Sinn) der „elektrischen Verschiebung“ gesucht. Im zweiten Fall (dem Motor) ist die „elektrische Verschiebung“ als Vektor gegeben, gesucht ist die Richtungstendenz der „mechanischen Verschiebung“ (die elektromagnetische Kraft). Dies ist die Formel:

On prend à la suite du déplacement donné (mécanique ou électrique) le vecteur du champ (qui est toujours donné). Ces deux vecteurs ainsi placés déterminent dans leur plan un sens de rotation qui, par la règle du tire-bouchon, donne le sens dans lequel tend à se produire l’autre déplacement.[1]

Im Fall des Generators: Der Leiter kann eine beliebige Richtung im Verhältnis zur Fläche einnehmen, in der die beiden gegebenen Vektoren liegen, und man muss sich die Achse des Korkenziehers schräg vorstellen, bei Normalrichtung stets entsprechend dem Maximum der Richtungstendenz (induzierte elektromagnetische Kraft). Im Falle des Motors:  elektromagnetische Kraft, rechtwinklig zur Ebene der beiden gegebenen Vektoren, der imaginäre Korkenzieher wird immer eine senkrechte Achse haben. Diese Regel könnte, wie es scheint, erfolgreich die Fleming-Regel ersetzen, denn das einzige, was man hier wissen muss, ist, dass der Vektor des Feldes, der für beide Fälle gleich ist, nach dem anderen gegebenen Vektor angeordnet werden muss, damit man sich auf die Aussage verständigen kann, dass das Feld bestrebt ist, das Ende des gegebenen Verschiebungsvektors in seinem Sinn (seine Richtung) zu bewegen.

Rechts und Links

[Henry Walter] Bates, Reise auf dem Amazon[2].

I. F. Ognev zufolge wird hier von den Kreisen berichtet, die allein zurückgebliebene Reisende beschreiben, wenn sie eigentlich geradeaus gehen wollen. Dasselbe wissen auch die Baschkiren.

Rechts und Links

Die Hellenen schreiben und zählen mit Steinchen von der linken Seite zur rechten, die Ägypter aber von rechts nach links, obwohl diese behaupten, sie würden zur rechten Hand hin schreiben, die Hellenen dagegen zur linken. (Herodot, Geschichte in neun Büchern, IV, 36. Übersetzung aus dem Griechischen von O. G. Miščenko, Bd. 1, Moskau 1888, S. 135)

Subjektivismus und Objektivität: So auch in der Kirche – rechts und links wird objektiv, aus Sicht des Objekts, definiert, und nicht aus Betrachtersicht. Die hebräische Schrift, die ägyptische Schrift, die kirchlichen Vorschriften (Segnung einer Sache, rechte und linke Seite des Altartisches usw.). Das Rechts der Griechen ist subjektbezogen, das der Ägypter objektbezogen.

1

Die Spirallinien, die sich in einem Waschbecken bilden, drehen sich gewöhnlich von links nach rechts; ein umgekehrter Verlauf von rechts nach links wird nur in Ausnahmefällen beobachtet.

Henri Coupin: Bizarre Tiere [Les animaux excentriques]. Übersetzung der Ärztin E. D. Vurlafič [Pričudlivye životnye], Sankt Petersburg, Verlag von A. F. Marks, 1903, S. 324 (Moskauer Geistl. Ak. 92,304. NB Dieses Buch unbedingt erwerben.)

Doch was bedeutet dieses „von links nach rechts“? Offensichtlich blickt H. Coupin vom Ende der Windungen auf ihren Ursprung, dieser Ursprung aber ist natürlich dasjenige Ende, von dem das Wachstum seinen Anfang nimmt, d. h. die älteren Windungen sind auch die kleineren. Dann muss man aber sagen, dass die Windungen nicht „von links nach rechts“ verlaufen, sondern von „rechts nach links“, d.h. gegen den Uhrzeigersinn.

2

Das Ohrlabyrinth bzw. die Ohrmuschel stellt eine Spirale dergestalt dar, dass die zusammenlaufenden Windungen im Uhrzeigersinn gerichtet sind. Folglich hat diese Spirale, betrachtet man sie von ihrem Zentrum aus, dieselbe Richtung wie auch die Muscheln von Weichtieren, die sich gegen den Uhrzeigersinn entwickeln.

Vgl. W. Meyer: Das Leben der Natur, S. 134[3]

Von den Moosen

„Die Riella hat ein gerades Stämmchen, der Flügel ist einseitig, gewellt und sogar spiralförmig eingedreht.“ (S. I. ROSTOVCEV: Morphologie und Systematik der Lebermoose [Morfologija i sistematika pečenočnikov i mchov], Moskau 1913, S. 67, Bild 101)


Riella helicophylla (Jungermannideae, Riellaceae) – Beispiel einer spiralförmigen (gewundenen) Oberfläche in der Pflanzenwelt.


[1] (franz.) Wir betrachten neben der gegebenen Verschiebung (mechanisch oder elektrisch) den Vektor des Feldes (der immer gegeben ist). Diese beiden so festgelegten Vektoren bestimmen durch ihre Ebene eine Drehachse, für welche die Korkenzieherregel die Richtung angibt, in der die andere Verschiebung tendenziell auftritt.

[2] Bates, Henry Walter: The naturalist on the river Amazons (2 Bd.), London 1863 (Online), russ.: Naturalist na reke Amazonke, o. A. 1865

[3] Meyer, Max Wilhelm: Die Naturkräfte, Leipzig und Wien 1903, S.144; russ.: Žizn‘ prirody. Kartina fizičeskich i chimičeskich javlenij, Sankt Petersburg 1905

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