Kult und Symbol

7-4-10 Drehung. Mit der Sonne und entgegen

Der „Zakrut“ (Zalom, Zavitok) [dt. etwa: Zubinden], der bis heute ganze Dörfer in Angst versetzt, darf nicht mit dem [Brauch des] Garbenbinden „für das Barthaar“ [russ.: na borodu Volosu] verwechselt werden; letzteres … wird öffentlich und mit guten Wünschen getan – um der Ernte und des Überflusses willen. Der „Zakrut“ dagegen wird heimlich, aus Rachegelüsten, geflochten, aus dem Wunsch heraus, dem Besitzer des Feldes Böses zuzufügen, und ist vom Verfluchen der Fruchtbarkeit begleitet. Er vollzieht sich wie folgt: Ein böser Zauberer ergreift ein Bündel Ähren an der Wurzel, biegt es nach unten und bindet es mit einem festen Strick oder bricht und dreht (flechtet) es nach Westen, jener Richtung, die mit den Begriffen des Todes, der bösen Macht und der Unfruchtbarkeit verbunden ist; im Knoten des „Zalom“ findet man manchmal gekochtes Korn oder Gräbererde: Das eine wie das andere ist Symbol des Absterbens.

(Alexander Afanasjew: Poetische Ansichten der Slawen in Bezug auf die Natur [Poėtičeskie vozzrenija slavjan na prirodu] Bd. 3, Moskau 1869, S. 515) (PDF ru, Teil 2)

Der Conflict der das expansive Gegenstreben in sich erweckenden und erregenden condensiven Energie [gibt] mit jener sofort die Rotation (die Unruhe), d. h. eben die Aufstörung jenes Ab- und Ungrundes allen Lebens, wie dessen Ausgleichung die Ruhe… Was die Alten mit ihrem Naturcentrum (dem ersten, gleichsam magische, Lebenszirkel) oder Geburtsrad andeuteten, war eben nichts anderes, als jene Rotation. Die bekannte Figur

bezeichnet schon einen zweiten Moment der Lebensgeburt, nämlich den aus jenem Naturrad hervorbrechenden Feuerblitz, worüber meine Schrift „Über den Blitz als Vater des Lichtes“ nachzusehen.

(F. v. Baader: Sätze aus der Bildungs- und Begründungslehre des Lebens. Sämmtliche Werke, Bd. 2, Leipzig 1851, S. 101)

(In diesem Aufsatz wird der Blitz als kritischer Punkt der kosmischen Evolution betrachtet, und indem der Naturkreislauf ihn durchläuft, erreicht er seine wahre Grundlegung im göttlichen Licht.)

Die Kreisbewegung ist also antinomisch, wie auch das Kreuz, und in gewissem Sinne sind diese Antinomien einander äquivalent.

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