IV Anlage 1 – Materialien zur vierten Vorlesung

4-1-01

Mit den Worten

„Nicht wie an einer Beute hielt Er daran fest“[1]

Phil 2,6

begrenzt Apostel Paulus das Maß und die Bedeutung der aus der Erde entspringenden Mystik. Diese Mystik, die kein Maß kennt, wird zum titanischen, mit Gott streitenden Ursprung, der seine errungene höhere Ordnung dem Himmel selbst entgegenstellt. Die gleiche Mystik, so sie ihr Maß kennt, ist die Bedingung geistlichen Lebens. […][2]

Akathistos an die Mutter Gottes, 8. Kontakion

„Lasst uns fremd werden der Welt, die wir den Geist zum Himmel gewendet haben – ξενωθῶμεν τοῦ κόσμου, τὸν νοῦν εἰς οὐρανὸν μεταθέντες.“[3]

Das ist Metaphysik – transzendente Intuition.

Anthropodizee

Kanon an den heiligen Schutzengel, 7. Ode, auf „jetzt und immerdar…“:

Die Gottesmutter, „Geistige Stufenleiter, auf der Gott herabkam und der Mensch emporstieg“[4]

Dies ist so auch die Definition des Sakraments. Was ist ein Sakrament? Die Gottesgebärerin. Sie ist die Kirche.

Kontakion des Hochfests der Himmelfahrt des Herrn

„Der Du Dein Werk vollbracht hast und die, die auf der Erde sind, mit den Himmlischen vereint hast, bist aufgefahren in Ehre, o Christus, unser Gott, ohne Dich von uns zu trennen, sondern ohne Unterlass bei uns weilend und die Dich Liebenden rufend: Ich bin mit Euch, niemand wird euch etwas anhaben.“[5]

Verbindung des Himmlischen mit dem Irdischen.

Theophanes der Klausner

Briefe an eine Person in Sankt Petersburg, 10.[6]

Ritual – richtet, ordnet.[7] NB.

Bedeutung der Eucharistie als Mittelpunkt. Sie hat an allen Sakramenten teil und verbindet sich mit ihnen.


[1] vergl. Phil 2,6 „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein“ (EÜ). Bei Florenskij gibt es einen Text zu dieser Bibelstelle (Ne voschiščenie nepščeva, WA Bd. 2, S. 143).

[2] Text bricht an dieser Stelle ab (Anm. d. russ. Hrsg.).

[3] PGB S. 154 (dt. S. 127) (Online)

[4] Ebenda, S. 174 (dt. S. 147 f.); Kanon an den Heiligen Schutzengel, Ode 7, auf „Jetzt und immerdar…“

[5] BT S. 195 (vergl. Apg 18,10)

[6] Hl. Feofan der Klausner (Govorov): Briefe nach Sankt Petersburg an eine Person aus Anlass des Auftretens eines neuen Glaubenslehrers dort [Pis’ma k odnomu licu v Sankt-Peterburg po povodu pojavlenija tam novogo učitelja very], Sankt Petersburg 1881

[7] russ.: obrjad – obrjažaet.

4-1-02

Über den hellenischen Ursprung des Dreifingerkreuzes und die Bedeutung dieses Rituals vgl. im Journal des Ministeriums für Volkbildung Januar 1911, Neue Serie Teil XXXI, im Artikel von V. Bogaevskij – ΛΕΟΝ ΚΡΗΝΟΦΥΛΑΞ[1].


[1] (griech) der den Brunnen bewachende Löwe

4-1-03 Anthropodizee

H. Spencer, Die Prinzipien der Soziologie (Zeremonielle Institutionen), Übersetzung aus dem Englischen unter der Redaktion von I.V. Lučickij, Kiew 1880, S. 9:

Wenn wir, alle rein privaten Verhaltensweisen außer Acht lassend, nur solches Verhalten betrachten, welches unmittelbare Beziehungen mit anderen Personen einschließt, und unter dem Begriff „Herrschaft“ [Government] jede Art von Kontrolle über solcherart Beziehungen einschließen, welchen Ursprungs diese auch sein möge, so müssen wir zu dem Schluss kommen, dass die früheste und allgemeinste Art der Herrschaft, zugleich eine sich stets selbst erneuernde Form von Herrschaft, diejenige der Beachtung von Zeremonien ist. Mehr noch kann festgestellt werden. Diese Art der Herrschaft ist nicht nur den anderen vorausgegangen, sie hat nicht nur an jedem Ort und zu jeder Zeit den umfassendsten Einfluss ausgeübt, sie hatte auch immer und hat immer noch den größten Anteil an der Regulierung des menschlichen Lebens.

Spencer, Herbert, The Principles of Sociology, in Three Volumes, New York 1898, Vol 2 S. 3 § 343

S. 11: Tabu [1]

Der heilige Theophylakt [von Ohrid] über das Gleichnis Christi in Lk 19,12 ff., zu den drei Rangstufen des Priestertums:

… durch die Gnade des Wortes diese drei Arten in der Kirche sind:

  •        Reinigung (κάθαρσις)
  •        Erleuchtung (μάθησις)
  •        Vervollkommnung (τελείωσις),

dies sind die drei Handlungsweisen, die den drei Rangstufen zufallen.

Die Diakone reinigen durch die Verkündigung der Lehre, die Presbyter erleuchten durch die Taufe, die Bischöfe aber setzen die Kleriker ein und vollenden es durch Auflegen der Hände.

(Schild des Glaubens [Ščit very] S. 41) (PDF OCR ru S. 26, Antw. 15)


[1] Ebenda, § 344, Zitat:

Noting that tabu means literally, “sacred to the gods,” I quote from Ellis the following account of its observance in Hawaii: “During the season of strict tabu, every fire or light in the island or district must be extinguished; no canoe must be launched on the water, no person must bathe; and except those whose attendance was required at the temple, no individual must be seen out of doors; no dog must bark, no pig must grunt, no cock must crow. . . . On these occasions they tied up the mouths of the dogs and pigs, and put the fowls under a calabash, or fastened a piece of cloth over their eyes.” And how completely the idea of transgression was associated in the mind of the Sandwich Islander with breach of ceremonial observance, is shown in the fact that “if any one made a noise on a tabu day . . . he must die.”

4-1-04 Selbst-Taufe

Selbst-Taufe

1. Die apostelgleiche heilige Erstmartyrerin Thekla taufte sich selbst und die anderen (Menäon, historische Ausgabe, 24. September)

2. Martyrerin Drosida, Tochter des Kaisers Trajan, taufte sich selbst (Prolog, 21. März)

3. Der Martyrer Porphyrius [der Schauspieler] taufte sich selbst (15. September)

4. Der heilige Mönch Theophanes [von Antiochia] taufte sich und die Sünderin (10. Juni)

Auch der Priestermönch der Kiewer Lavra Zacharij der Gottweise, bezeugt solche Selbsttaufe, wenn er schreibt:

„In der Zeit der Verfolgungen durch die Heidenfürsten tauften sie sich selbst, wie im Synaxarion des Monats März am 22. Tage festgehalten ist: Drosis oder auch Drosida, Tochter des Kaisers Trajan, welche in einen Wassergraben geworfen wurde, taufte sich mit den Worten „Getauft wird  die Magd Gottes Drosis, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

(Schild des Glaubens, S. 13) (PDF OCR ru S. 16, Pdf ru > 300MB)

Taufe mit Sand

Prolog, 28. August:

Theodor der Jude ward getauft durch Laien mit SAND, denn kein Priester und kein Wasser waren zur Hand.

(Ebenda, S. 14) (PDF OCR ru S. 16)

Anm.: Diese Nottaufe in der Wüste wurde, obwohl sie offenkundig eine Heilung bei Theodor bewirkt hatte, nach Ankunft der Reisenden in Alexandrien vom dortigen Erzbischof Dionysios, der sich dazu mit seinem Klerus beriet, nicht als gültig anerkannt; eine erneute Taufe wurde angeordnet (vergl. Illustrierte Chronik [Licevoj svod] des Zaren Ivan Groznyj, Jahr 5751 nach Adam, 251 nach Christus). (PDF kslw. S. 66-70)

4-1-05 Häresie

Häresie

Jegliche Häresie zeigt nicht offenkundig ihre Gotteslästerung, sondern hält sie im Verborgenen: Erst durch die heiligen Lehrer wird ein präzises Urteil darüber gesprochen.

(Schild des Glaubens, S. 54) (PDF OCR ru S. 31, Pdf-Scan > 300MB)

Kommunion mit Häretikern – Licht und Dunkelheit als Stoffe

Prolog, 12. Juli:

Die heilige Martyrerin Maria Golinducha gelangte nach Jerusalem, und nachdem sie die heiligen Stätten verehrt hatte, kam sie in ein Kloster, wo man der Häresie des schändlichen Severus folgte. Sie befragte Gott, ihr zu eröffnen, ob die Teilnahme an der Kommunion dort statthaft sei. Ihr erschien ein Engel mit zwei Patenen, eine angefüllt mit Finsternis, die andere voll mit Licht zum Zeichen der Lichterfülltheit der katholischen heiligen Kirche.

Siehe den Prolog zum 12. Juli. (Schild des Glaubens, S. 27) (PDF OCR ru S. 21)

(Eucharistie)

Hl. Ephraem der Syrer, Rede über die Lebensspendenden Mysterien Christi[1]

Hl. Dmitrij von Rostov, Bd. 5, Über die Zweifelnden…[2]


[1] o. A.

[2] Hl. Dmitrij von Rostov, Zwölf Artikel zur Überzeugung der Zweifelnden oder von Unglauben erfüllten Menschen über die Wandlung des Brotes in den Leib und des Weines in das Blut unseres Herrn Jesus Christus vermittels vieler Vergleiche (Dvanadesjat‘ statej, iže uverjajut somnjaščichsja ili neverstvo imuščich čelovekov o presuščestvlenii chleba v Telo i vina b Krov‘ Gospoda našego Iisusa Christa, mnogija obrazy pokazujušči), in: Schriften, Teil 5, Moskau 1857 S. 124 ff. (Online ru)