II Anlage 2 – Notizen zu Abschnitt 7

2-2-01 Antinomie. Symbol. Kult.

Akathistos an die Allheilige Gottesgebärerin[1], Ikos 8:

Sei gegrüßt: Unvereinbares hast Du vereint; sei gegrüßt: Jungfrau geblieben bist Du als Mutter.

[2]

Die Gottesmutter hat „das Himmlische und das Irdische vereinigt“ und „Himmel und Erde in Eins vereint“ (Aus dem Gottesdienst [vor der Ikone der Gottesmutter, genannt] „Nicht verbrennender Dornbusch“)[3].


[1] Vgl. die Begriffserklärungen am Ende des Buchs. Die Akathistos-Hymne „An die Allheilige Gottesgebärerin“ stammt aus dem 7. Jh. und wurde zum Dank an die wundersame Rettung Konstantinopels vor den Persern im Jahre 626 durch die zu seinem Schutz angerufene Gottesmutter verfasst; Lesung am Samstag der 5. Fastenwoche.

[2] PGB S. 154 (dt. S. 128)

[3] o. V.: Gottesdienst mit dem Akathistos „An unsere Allheilige Herrin und Gottesgebärerin, zu Ehre und Gedenken der Erscheinung Ihrer wundertätigen Ikone des nicht verbrennenden Dornbuschs“ [Služba s akafistom Presvjatej Vladyčice nashej Bogorodice, v čest‘ i pamjat‘ javlenija čudotvornyja ikony Eja Neopalimyja Kupiny], Kiew 1884, S. 20 (Sedalen nach dem Polyeleos im 6. Ton), sowie S. 57 (8. Ikos)

2-2-02 Rätsel über Rätsel

Gottesmutter – heilige Erde (im Gottesdienst „Nicht verbrennender Dornbusch“ und an anderen Stellen)

2-2-03 Kult. Die Entrückung des Liturgen

Die Zeit der Darbringung des unblutigen Opfers ist gekommen. Die Ehrwürdigen Gaben sind auf den heiligen Altartisch übertragen und aufgedeckt: Der Zelebrant hat sich bereitgemacht, das Opfer zu vollziehen; nach einem Wort des heiligen Germanos „steht er, als ob nicht auf dem Erdboden, sondern im himmlischen Altar, vor dem furchtbaren Altartisch des Thrones Gottes.“[1]

(Der gute Schächer) „den [im Menschenleib] sich verbergenden Gott bezeugend“ (Blaženna-Vers in der Liturgie der 5. nachösterlichen Woche, im 4. Ton)[2] 


[1] Vladislavlev, Vladimir, Erzpriester: Erläuterung des Gottesdienstes der Heiligen Orthodoxen Kirche [Ob‘‘jasnenie bogosluženija Svjatoj Pravoslavnoj Čerkvi], F. Murav’ev  Tver‘ 1876, S. 344

[2] BT S. 148

2-2-04 Der Dualismus des Symbols

Aus „Die Gesetzestafel“:

Denn das Kirchengebäude ist das Haus Gottes; ist es auch aus Steinen und Holz erbaut, wird es doch durch Gottes Segen und die Priestergebete geweiht; Und es ist kein gemeines Haus wie alle anderen Häuser, sondern ein Haus auf Boden, der Gott oder zusätzlich noch einem Seiner Heiligen geweiht ist. Deswegen trägt es auch den Namen des Heiligen, dem es geweiht ist, und wir nennen dieses Kirchengebäude nicht einfach Haus, sondern ein heiliges, als ein geheiligtes vom Heiligen Vater durch den Allheiligen Sohn, im Heiligen Geiste, und Heimstatt der Allheiligen Dreiheit. Daher ist es, als ob wir zu Gott selbst gekommen sind, wenn es der Allheiligen Dreiheit geweiht ist, und wir sagen auch: Lasst uns zur Heiligen Dreiheit gehen, oder zu Christus, dem Einen aus der Dreiheit Fleisch gewordenen Wort und Gott, oder zu Seiner Allheiligen Mutter, oder den heiligen Engeln, oder Aposteln, oder zu einem heiligen Erleuchter oder Martyrer, oder sonst zu einem der Heiligen. Was erweist der Name? Er erweist, dass jenes Haus Gott geweiht ist (Symeon, S. 122), und es somit ein Haus Gottes Selbst ist, und dass Er darin wohnt: so auch, wenn es den Namen eines Seiner Knechte trägt, dass dieser in ihm anwesend ist wie in seiner Wohnung, und er es mit seiner körperlosen Seele heimsucht. Viele sind hier mit ihren Leibern begraben und wirken durch die Kraft und die Gnade Gottes. Denn solange wir sind, sowohl in Leib als auch Seele, empfangen wir auch die Gaben Gottes zweifach. Daher besucht die Gnade Gottes auch diese Kirche, also Steine, Kalk und Balken die Gnade Gottes und verweilt in ihr. Und sie wirkt, wenn wir beten, mit dem Wohlwollen des Vaters und der Gunst Jesu Christi, der für uns Fleisch angenommen und uns wiedergeboren hat, und wir erkennen dies deutlich im Kommen und der Güte des mit Ihm wirkenden und untrennbaren Geistes. Denn göttliche Kräfte und Wunder werden in den Kirchen offenbar, und Erscheinungen der Engel und Heiligen, Zeichen und Wunder geschehen, Bitten werden erfüllt und Heilung geschenkt: All das Seelenlose, was man in der Kirche vorfindet, Steine und Wasser, Eisen, Pfeiler und die Hüllen der Heiligen, wirkt nicht aus sich heraus, wie es lebenden Gottesgeschöpfen möglich ist, doch obwohl sie leblos sind und nichts selbst können, wirken sie dennoch durch die Kraft  der Gnade Gottes. Daher werden auch wir, wenn wir den Namen Gottes aussprechen und ihn auf diese Dinge herabrufen geheilt und geheiligt. Denn in einem Kirchengebäude, in dem der wahrhaftige Gott in Wahrheit bekannt und angerufen wird, ist alles heilig, und Gott wirkt, heilt und errettet durch Seine göttliche Gnade.

o. V.: Die Gesetzestafel, a.a.O. Kap. 19, S. 79 f. (ru online) (ru PDF)

2-2-05 Dualismus

Aus der „Gesetzestafel“, wo folgender Auszug aus dem Buch „Perlen [Margarit]“ (ru online) (ru PDF), aus der dritte Homilie des Johannes Chrysostomus enthalten ist:

Wenn auch das Priestertum auf der Erde sich vollzieht, hat es doch die Ordnung der himmlischen Dinge, und dies in herrlichster Weise. Denn nicht der Mensch, nicht ein Engel oder sonst eine geschaffene Macht, sondern der Tröster Selbst hat diese Ordnung eingesetzt. Schon als Er auf Erden war, trug er uns an, in den Engelsdienst einzutreten. Daher soll der Priester so mit jenen Engeln stehen, als ob er im Himmel sei, und ebenso rein sein: denn furchterweckend ist dieser Dienst und Schauder einflößend, vorzeitlich und der Gnade vorausgehend…

Gesetzestafel, Kap. 11, S. 43 (ru online) (ru PDF); „Perlen [Margarit]“ ist der dem Griechischen entlehnte Titel einer ab dem 14. Jh vorliegenden Übersetzung von Homilien des Johannes Chrysostomus ins Kirchenslawische, die in unterschiedlicher Zusammenstellung ab 1595 auch gedruckt vorlag und in Russland weite Verbreitung hatte.

(und weiter: Über die Größe des furchtbaren Opfers, welches der Priester darbringt).