7-2-20 Die Gottesmutter – Eingang, Tür
(Für den „Einzug“)
- „Sei gegrüßt, einzige Tür, durch die einzig das Wort hindurchging, durch Deine Geburt, Herrin, wurden die Tore und Riegel des Hades zerstört: Sei gegrüßt, o göttliche Pforte der zu Erlösenden, o Gottesbraut.“ ([Dank-]Kanon an die Gottesmutter, Ode 3, 4. Vers)[1]
- „Sei gegrüßt, o Himmelsleiter, die in der Gnade alle von der Erde erhoben hat: Sei gegrüßt, o Brücke, die wahrhaftig alle Dich Lobsingenden vom Tode zum Leben führst.“ (ebenda, Ode 4, 2. Troparion)
Die Gottesmutter
Die Sonntags- und Gottesmuttertroparien und -kontakien der 8 Töne[2]. In den Tönen 1, 2, 3 erinnern sie an den Hadesabstieg.
„Sei gegrüßt, undurchgängliche Pforte des Herrn“ Ton 5[3]; Akathistos, Ikos 4, ebenda Ikos 8, Ikos 10.[4]
Mauer:
Akathistos, Ikos 12[5]; Kanon an die Heilige Gottesmutter[6]; Bittkanon des Theodoros Dukas Laskaris, Ode 5[7].
Brücke und Leiter:
Akathistos (Sticheron 1)[8]
Bittkanon des Theodoros[9]
Akathistos, Ode 4[10]
Ikos 2[11].
„An den Türen (Torflügeln) der Vorratskammern wurde gewöhnlich die Verkündigung dargestellt, als das Mysterium, das die Türen der Erlösung geöffnet hat.“ (Graf A. S. Uvarov)[12]
Die Gottesmutter – Eingang
Symbole der Gottesmutter: „Geschlossenes Tor“. Prophezeiung des Ezechiel (Ez 44,2): „Da sagte der Herr zu mir: Dieses Tor soll geschlossen bleiben…“
- „Sei gegrüßt, Gottesbraut, göttlicher Eingang für die zu Erlösenden.“ ([Dank-]Kanon an die Allheilige Gottesmutter, Ode 3, 4. Vers)[13]
- Tür.
- Leiter, Brücke (Ode 4, 2. Vers).[14]
Die königliche Pforte
An manchen Orten wurde in der alten Zeit die königliche Pforte nach dem Cherubim-Hymnus selbst bei der bischöflichen Liturgie verschlossen (Symeon von Thessaloniki).[15]
Symbole
Tür – Übergang in eine andere Welt – Paar/Dyade (Mann und Frau).
Monument Aux Morts[16] auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris. A Bartholomé. „Mann und Frau“, Bd. 2, S. 658.[17] NB.
Die Tür der Reue
„Öffne mir die Pforten der Buße, o Jesus, Menschenliebender“ (Bußkanon an unseren Herrn Jesus, Ode 1, 2. Troparion)[18]
„Die Türen der Reue öffne mir, Lebensspender…“[19]
D. G. Rosetti – Poem[20]
The blessed damozel leaned out
From the gold bar of Heaven;
Her eyes were deeper than the depth
Of waters stilled at even;
Her seemed she scarce had been a day
One of God’s choristers;
The wonder was not yet quite gone
From that still look of hers;
Albeit, to them she left, her day
Had counted as ten years.
It was the rampart of God’s house
That she was standing on…
So high, that looking downward thence
She scarce could see the sun.
“I wish that he were come to me,
For he will come,” she said.
Dies ist auch das Thema des Gemäldes “Das selige Fräulein“ von Dante Gabriel Rosetti, übrigens reproduziert bei Charles H. Caffin: „How to study picture“, London 1905, S. 379. Im gleichen Buch Caffins ist auch die Geschichte des Gedichts und dieses Gemäldes dargelegt.
Schwelle jenes Lebens, goldene Brüstung des Himmels
Das selige Fräulein neigte sich
Vom goldnen Himmelsbalkone.
Es war ihr immer noch wie ein Traum,
Dass sie im Äther wohne.
Seit sie im Chor der Engel sang,
Schien ihr ein Tag verstrichen.
Noch war aus ihrem stillen Blick
Das Staunen nicht gewichen,
Indessen ihren Trauernden
Die Tage Jahren glichen.
Von Gottes Hause war’s der Wall
Wo sie hernieder schaute,
So hoch, dass wie ein Nebelfleck
Die Sonne unten graute.
Ach, käm er doch noch diese Nacht
Herauf die lichten Pfade!
Vgl. die „goldene Brüstung“ in den Visionen von T. A. Schaufuss[21], den „schwarzen Vorhang“ in der Vision Chomjakovs[22], den schwarzen „Fluss“ (in der Vision Kačmars[23]), den Fluss Styx, von wo es keine Rückkehr gibt, die „Tür“ bei den Ägyptern, die „Doppelschwelle“ in Mysterien usw.
[1] Der Dankkanon mit Akathistos an die Allheilige Gottesgebärerin (Online kslw.), dt.: PGW S. 161.
[2] Irmologion, mit allen Irmen des Oktoechos, sowie der Herren- und Gottesmutterfeste, und des gesamten Jahres [Irmologij, obderžaj vsja irmosy Osmoglasnika, Vladyčnych že i Bogomatere prazdnikov, i vsego leta], Moskau 1913 S. 227 – 231 (Online ru)(dt. vergl. OKT 1 und 2)
[3] Ebenda, S. 229 (dt. OKT 2 S. 76); Gottesmuttervers zur Entlassung, im Original: „Freue dich, beseelter Tempel Gottes und undurchgängliche Pforte!“
[4] PGB S. 252 – 256 (dt. S. 119 – 133)
[5] Ebenda
[6] Ebenda, S. 100 – 107 (dt. S. 113 ff.)
[8] PGB S. 147 (dt. S. 110: „Freue Dich, himmelwärts führende Brücke und hoch sich schwingende Leiter, die Jakob geschaut.“)
[10] PGB S. 149 (dt. S. 115); 2. Vers
[11] Ebenda S. 151 (dt. S. 121)
[12] Uvarov, A. S.: Gesammelte kleinere Werke [Sbornik melkich trudov], Bd. 1, M. 1914, S.72 (Online ru)
[14] Ebenda; Nr. 3 der Aufzählung fehlt auch im Original.
[15] o. A: Schriften der hll. Väter und Lehrer der Kirche zur Auslegung des orthodoxen Gottesdienstes [Pisanija sv. otcov i učitelej Cerkvi, otnosjaščiesja k istolkovaniju pravoslavnogo bogosluženija], Sankt Petersburg 1856, Bd. 3, S. 39 (PDF Bd. 3 ru)
[16] (franz.) Für die Toten; das 1899 eingeweihte Denkmal von Albert Bartholomé zeigt ein Tor mit der Inschrift „Aux Morts“, das gerade von einem Paar durchschritten wird, weitere Sterbende warten davor.
[17] Der Quellenverweis bezieht sich auf die Abbildung des Denkmals „Aux Morts“, in: Kossmann, R. A., Weiß, J. (Hrsg.): Mann und Weib. Ihre Beziehungen zueinander und zum Kulturleben der Gegenwart. Bd. 2 Stuttgart, o. A. (ca. 1910), russ. Ausgabe: Mužčina i ženščina, ich vzaimnye otnošenija i položenie, zanimaemoe v sovremennoj kul’turnoj žizni, Sankt Petersburg 1912, Bd. 2 (Online ru);
[19] FT S. 3 (dt. FBT S. 8); Sticheron auf „Ehre…“, aus dem sonntäglichen Orthros der Vorfasten- und ersten fünf Fastenwochen
[20] Dante Gabriel Rosetti (1828 – 1882), brit. Künstler und Dichter. In Florenskijs Quellenmaterial liegen die o. a. Auszüge aus dem Poem „The Blessed Damozel“ in der Originalsprache vor, anschließend eine Prosaübertragung ins Russische. Hier wird die deutsche Fassung von Hedwig Lachmann (Berlin 1902) in den entsprechenden Auszügen wiedergegeben.
[21] Tatiana Alekseevna Schaufuss(1891 – 1986), Schwester in einem Obdachlosenheim der Barmherzigen Schwestern des Russischen Roten Kreuzes in Sergiev Posad in der Zeit, als Florenskij dort Priester war; sie war seine geistliche Tochter und mit seiner Familie befreundet, emigrierte später in die USA und leitete dort die Tolstoy-Foundation zur Unterstützung russischer Emigranten. Von ihren Visionen hat sie vermutlich Vr. Pavel Florenskij selbst erzählt.
[22] A. S. Chomjakov (1804 – 1860), russ. Dichter und Religionsphilosoph; Florenskij befasst sich mit ihm im Artikel „In der Nähe Chomjakovs [Okolo Chomjakova]“ (1916 in der Zeitschrift „Bogoslovskij vestnik“ erschienen) (Online ru), wo er auch auf Chomjakovs Visionen eingeht.
Dabei hatte er doch von Gott zweifach solch tiefgründige Ermahnungen bezüglich des Grundirrtums seines Denkens über die Welt erhalten – aber er hat nichts verstanden, nichts aus jener zweimaligen Vision eines schwarzen, undurchdringlichen Vorhangs gewonnen, welcher ihn in seiner glühenden Gebetswallung von der Sphäre des Lichts trennte, so dass sein Gebet trotz aller göttlichen Allmacht kraftlos auf die Erde fiel und bloße subjektive Anwandlung blieb. Das Denken Chomjakovs wie überhaupt der Neuzeit ist eine prinzipielle Bestätigung dieses schwarzen, undurchdringlichen Vorhangs, der die ganze Schöpfung von der göttlichen Allmacht trennt. Doch Chomjakov erkannte in dieser beeindruckenden Vision nichts weiter als den banalen Gedanken an eigene Sündhaftigkeit, und korrigierte sich gerade dort nicht, wo die Kirche eine Korrektur von ihm fordert und wo diese Visionen es so erstaunlich anzeigten.
Kultphilosophie, VII. Vorlesung
[23] Architekt, Mitglied der Kommission zur Erhaltung der historischen und Kunstdenkmäler des Sergius-Dreifaltigkeits-Klosters, in der auch Florenskij mitwirkte. Vermutlich auch dies ein persönlicher Bericht Kačmars