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In den Apokryphen der Reisen der heiligen Apostel findet sich eine außerordentlich bedeutsame Stelle, die das schon von uns in anderen Quellen zur Metaphysik des Kreuzes Gefundene bestätigt. Zwar wurde dieses Buch wegen seiner doketischen Aussagen zur Inkarnation des Herrn von den Vätern des 7. Ökumenischen Konzils verworfen[1], die betreffende Stelle umreißt jedoch zumindest die frühere Auffassung der Metaphysik des Kreuzes, sie findet in Teilen Bestätigung in anderen, kirchlich anerkannten Büchern und verdient ungeachtet ihrer konfusen Begrifflichkeiten Beachtung. Dieses dem Apostel Johannes zugeschriebene apokryphe Buch erzählt von der Kreuzigung des Herrn. Dabei sei Johannes, das Leiden des Herrn nicht mit ansehen konnte, zum Ölberg gelaufen. Als sich dann in der sechsten Stunde Dunkelheit ausbreitete, erschien der Herr dem Johannes, der dies so beschreibt:
Mein Herr stand in der Mitte der Höhle, sein Licht fiel auf mich, und Er sprach: „Johannes! Der Jerusalemer Mob kreuzigt mich; mit Speer und Stock verwundet man mich, tränkt mich mit Essig und Galle. Dir aber sage Ich, und höre, was Ich dir sage: Ich erlaubte dir, auf diesen Berg zu steigen, damit du das hörst, was ein Schüler von seinem Lehrer erlernen muss, der Mensch aber von Gott.“ Er zeigte mir ein aufgerichtetes Kreuz aus Licht, und unter dem Kreuz eine große und verschiedenartige Menschenmenge, die im Kreuz gleichartig und von gleichem Aussehen wurde. Den Herrn selbst erkannte ich am Kreuz, ohne Antlitz, nur eine Stimme ging von ihm aus, jedoch nicht diejenige, die wir gewöhnlich hörten, sondern eine ganz gütige, angenehme, wahrhaft göttliche. Diese Stimme sprach zu mir: „Johannes! Eines nur sollst du von Mir hören, denn Ich erachte es für notwendig, dass du aus allem, was sich ereignet, eines hörest: dies nämlich, dass Ich das Kreuz des Lichts für euch manchmal das Wort genannt habe, manchmal die Vernunft, manchmal Christus, manchmal Tür, manchmal Weg, manchmal Brot, manchmal Samen, manchmal Auferstehung, manchmal Jesus, manchmal Vater, manchmal Geist, manchmal Leben, manchmal Wahrheit, manchmal Glauben, manchmal den Segen.“
[1] Vergl.: Akte der Ökumenischen Konzile, herausgegeben in russischer Übersetzung an der Geistlichen Akademie Kazan [Dejanija Vselenskich Soborov, izdannyje v russkom perevode pri Kazanskoj Duchovnoj Akademii] 1875, Band VII, S. 395 – 400